Tipps gegen Überhitzungsprobleme bei US-Car Oldtimern
Verfasst von Valentin Schäfer on 06.12.23
Das Thema Hitzeprobleme wird für die meisten Oldtimer-Fahrer kein unbekanntes Thema sein - früher oder später betrifft es jeden. Da es hier für dieses Problem unzählig viele Ursachen hat, gibt es leider keine eindeutige "Zieh diese Schraube fest und dann läuft's wieder"-Anleitung, aber wir haben euch mal die gängigsten Ursachen und Lösungen zusammengetragen, um dem Fehler möglichst schnell und systematisch auf die Schliche zu kommen:
1. Klemmendes Thermostat: Wenn das Thermostat nicht korrekt öffnet, wird der Kühler dem Kühlkreislauf nicht zugeschaltet, wodurch der Motor mangels Kühlung überhitzt. Ob das Thermostat defekt ist, kann man austesten, indem man das Thermostat in einen Kochtopf voll Wasser gibt und diesen auf dem Herd zum Kochen bringt. Je nach Thermostattyp muss dieser zwischen ca. 70° und 90° Celsius öffnen.
2. Defekte Visko Kupplung: Die Visko-Kupplung hat die Aufgabe, den Lüfter des Motors erst bei Erreichen einer bestimmten Temperatur zuzuschalten, damit die Kaltlaufphase möglichst kurz ist. Bei Erreichen der Betriebstemperatur findet ein Kraftschluss an der Viskokupplung statt und der Motor wird auch im Stand gut gekühlt. Wenn die Visko-Kupplung beschädigt ist, kann es passieren, dass der Lüfter immer mitdreht oder - um wieder auf das Thema Hitzeprobleme zurückzukommen - auch bei Erreichen der Betriebstemperatur keinen Kraftschluss herstellt und der Lüfter kaum oder gar nicht mitdreht. In dem Fall würde der Motor zwar während der Fahrt ausreichend gekühlt werden, im Stand aber nach kurzer Zeit sehr heiß werden.
3. Undichter Kühlerdeckel: Ein Überkochen des Kühlers muss nicht immer bedeuten, dass der Motor überhitzt. Der Kühlkreislauf ist auf einen gewissen Überdruck ausgelegt, um den Siedepunkt des Kühlmittels anzuheben. Im Laufe der Zeit kratzt der Zahn der Zeit leider auch an den Kühlerdeckeln und so kann es passieren, dass sie bereits bei sehr geringem Überdruck das Kühlmittel austreten lassen. Wenn die Temperaturanzeige im Cockpit sich unauffällig unterhalb des roten Bereichs befindet und man ein Überkochen des Kühlers feststellt, ist ein undichter oder ausgeleierter Kühlerdeckel häufig die Ursache.
4. Zündung zu spät: Eine verstellte Zündung in Richtung spät macht sich gerade bei leistungsstarken Motoren nicht unbedingt sofort bemerkbar, da man im Teillastbereich kaum einen Unterschied merkt und bei Vollgas weiterhin genug Leistung abrufen kann. Eine zu späte Zündung hat aber zur Folge, dass die Verbrennung auch entsprechend später stattfindet, beim Öffnen des Auslassventils meist noch nicht vollständig abgeschlossen ist und die Abgastemperatur enorm ansteigt. Dadurch wird das Auslassventil und auch der abgasdurchströmte Zylinderkopf thermisch sehr stark belastet, was an den Kühlkreislauf weitergegeben wird und zum Überhitzen führen kann. Es empfiehlt sich also, auch ohne Hitzeprobleme regelmäßig die Zündung zu kontrollieren und gegebenenfalls zu korrigieren.
5. Wasserdurchsatz im Kühlkreislauf zu gering: Dies kann zwei Ursachen haben: Entweder ist die Wasserpumpe aufgrund des hohen Alters verschlissen oder im Laufe der vielen Jahre haben sich die Kühlkanäle mit Kalk, Rost und anderen Verunreinigungen zugesetzt. Für letzteres gibt es viele verschiedene Methoden zur Reinigung, die bei einigen Motoren gut funktionieren und bei anderen fatale Folgen haben können, daher ist unser Tipp an dieser Stelle, am besten eine Fachwerkstatt aufzusuchen, wenn man sich nicht sicher ist, womit man die Kühlkanäle und/oder den Kühler am besten reinigen sollte.
6. Zylinderkopfdichtung defekt: Je nach Alter und Belastung ist auch das ein gängiges Problem. Ob die Hitzeprobleme eine defekte Zylinderkopfdichtung als Ursache haben kann man feststellen, indem man den Geruch des Kühlwassers überprüft: Wenn hier ein Abgasgeruch feststellbar ist, ist meist die Zylinderkopfdichtung defekt. Ein weiteres Symptom ist, dass in der Regel auch Gasblasen im Kühlkreislauf sichtbar sind und der Auspuff weiß qualmt. Ein Riss im Motorblock kann dieselben Symptome hervorrufen, glücklicherweise kommt diese Ursache aber seltener vor.
7. Kühlerzarge: Nicht alle Oldtimer haben ab Werk eine Kühlerzarge, wenn man aber vor allem im Stand Hitzeprobleme am Motor feststellt, ist es sehr empfehlenswert, eine Kühlerzarge nachzurüsten. Diese steuert den Luftfluss so, dass der Lüfter den Luftstrom ausschließlich durch den Kühler zieht und und sich an diesem auch im Stand kein Hitzestau bildet.
8. Geknickter oder zusammengezogener unterer Kühlschlauch: Bei Vintage Mustangs kann es passieren, dass der untere Kühlschlauch knickt oder durch die große Sogwirkung der Wasserpumpe zusammengezogen wird. Dadurch verringert sich der Durchfluss oder wird sogar komplett unterbrochen. Um dies zu verhindern, sollte man eine spezielle Spiralfeder in den Schlauch einsetzen, die ein Knicken oder Zusammenziehen des Schlauches verhindert und einen optimalen Durchfluss gewährleistet.
Falls der Motor getunt ist oder man grundsätzlich sportlicher fährt, kann es natürlich passieren, dass der Kühlkreislauf unterdimensioniert ist. In diesem Fall gibt es noch einige weitere Tipps, wie man die Temperaturen wieder in den Griff kriegt:
1. Speziell bei Automatikfahrzeugen lohnt es sich, einen separaten Getriebeölkühler zu verbauen. Standardmäßig ist der Getriebeölkühler in den Wasserkühler des Motors integriert, was nicht nur die Kühlfläche verringert, sondern auch Hitze in den Kühlkreislauf des Motors abstrahlt und somit bei sportlicher Fahrweise zusätzliche Hitzeprobleme verursachen kann.
2. Anstelle des originalen Kühlers kann man auch Hochleistungskühler aus Aluminium und/oder ein Exemplar mit mehr Reihen verbauen, die die Abwärme wesentlich schneller an die Umgebungsluft abgeben können und den Motor somit thermisch entlasten.
3. Sollte der Motor trotz Kühlerzarge im Stand Hitzeprobleme haben, kann auch der Verbau eines elektrischen Lüfters Abhilfe schaffen. Dieser ist im Gegensatz zum motorseitigen Lüfter nicht von der Drehzahl des Verbrennungsmotors abhängig, sondern kann bei Bedarf auch im Stand mit voller Drehzahl und somit mit um ein vielfaches höherem Luftdurchfluss arbeiten, was ein Überhitzen des Motors im Stand verhindert.
4. Sollten all diese Maßnahmen nicht ausreichen, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen stark modifizierten Motor und/oder extreme Belastungen. In solchen Fällen lohnt sich das Nachrüsten eines Motorölkühlers, durch den der Motor ebenfalls thermisch entlastet wird, vor allem aber eine optimale Viskosität des Öls und ein optimaler Öldruck gewährleistet wird.